Ich werde für die nächste Legislaturperiode des Deutschen Bundestages nicht erneut kandidieren.
Mir ging es bei meinem politischen Engagement um die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen, um soziale Gerechtigkeit, um die Rechte von marginalisierten Gruppen und um ein gutes gesellschaftliches Miteinander. Viel haben wir erreicht. Dennoch bleibt noch viel zu tun. Der Weltgemeinschaft bleiben noch sechs Jahre, um die Ziele der nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen, damit möglichst allen Menschen ein gutes Leben in Würde ermöglicht wird.
Wir müssen unsere Lebensweise und unser wirtschaftliches Handeln so umgestalten, dass wir die ökologischen Grenzen unseres Planeten nicht überschreiten. Und das alles in einer Zeit, in der die Gesellschaft immer mehr auseinanderdriftet. In der bestimmte Kräfte tagtäglich ihren Hass auf alle, die anders sind, versprühen, die gesellschaftliche Stimmung vergiften und die Gesellschaft spalten. Es gibt daher in Zukunft mehr als genug zu tun: Wir müssen Antworten geben auf die globalen Herausforderungen und gleichzeitig die Gesellschaft wieder zusammenzubringen, anstatt sie zu spalten.
Seit über einem Vierteljahrhundert bin ich bei den Grünen aktiv, mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens. Von 1998 bis 2008 habe ich als einfaches Mitglied die erste Regierungsbeteiligung der Grünen von 1998 bis 2005 miterlebt. Von 2008 bis 2013 durfte ich als Bezirksvorstand die Grünen Mittelfranken vertreten, von 2013 bis 2021 war ich Abgeordnete im Bayerischen Landtag und im Jahr 2021 entschloss ich mich, für andere politische Mehrheiten in Berlin zu werben, unter anderem für das Selbstbestimmungsgesetz.
Es war und ist für mich ein Privileg, mittlerweile 11 Jahre lang Politik mitgestalten zu dürfen, wofür ich meiner Partei und meinen Wähler*innen unendlich dankbar bin. Die vielen persönlichen Bekanntschaften haben mich auch menschlich enorm bereichert. Unzählige Menschen haben mir für meine Arbeit gedankt.
Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele mir gesagt haben, dass ich ihnen mit meiner politischen Arbeit Mut mache. Es wird mir für immer in Erinnerung bleiben, dass mir Menschen gesagt haben, es macht sie glücklich, dass es Menschen wie mich in der Politik gibt. Eine höhere Anerkennung für meine Arbeit kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Trotzdem war mir immer klar, dass es für mich ein Amt auf Zeit ist, ich nicht bis zu meiner Rente im Parlament sitzen will und dass es für mich auch noch ein Leben nach der Politik geben soll. So bereichernd die Mandatstätigkeit ist, so herausfordernd ist sie auch.
Ich habe mein Leben meinen politischen Zielen und Werten untergeordnet. In dem Mandat als Abgeordnete bin ich voll und ganz aufgegangen. Es hat mich einerseits erfüllt, andererseits aber auch stark vereinnahmt und der menschenverachtende Hass, der mir nicht wegen meiner politischen Inhalte, sondern aufgrund meines Seins entgegen gebracht wurde, ist mir gewaltig an die Nieren gegangen.
Nicht zuletzt hat mich der Tod meines Vaters Anfang August tief zum Nachdenken gebracht. Seitdem ist die Entscheidung in mir gereift: Ich werde für die nächste Legislaturperiode nicht erneut kandidieren. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen und sie steht in keinem Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen in der Partei Bündnis 90/Die Grünen und der Grünen Jugend.
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Die Entscheidung ist sicherlich auch kein Weglaufen vor denen, die mich seit Jahren verspotten, beleidigen und bedrohen. Bis zum Ende der Legislaturperiode und auch darüber hinaus will ich für eine nachhaltige Lebensweise, für Freiheit, für unsere Demokratie und für Menschenrechte eintreten. Allerdings ist es für mich an der Zeit, meinem Leben nochmal eine andere Richtung zu geben, mir andere Aufgaben und Wirkstätten zu suchen.
Ich danke allen von ganzem Herzen, die mich in den vergangenen Jahrzehnten begleitet und unterstützt haben: meinen persönlichen Mitarbeiter*innen, den Mitarbeiter*innen der Fraktionen, den Verwaltungen des Bundestags und des Bayerischen Landtags sowie den vielen Ehrenamtlichen bei den Grünen und in den zivilgesellschaftlichen Organisationen, deren so wichtige Arbeit allzu oft übersehen wird, deren Engagement aber von so unschätzbarem Wert ist. Denn unsere Demokratie lebt von diesem ehrenamtlichen Engagement. Ebenso danke ich allen Menschen, die mich in den letzten Jahren persönlich unterstützt haben, ganz besonders meiner gesamten Family.